Spontane Rast mit Wasservariation
Auf dem Fahrrad im aufkommenden Wind schon einige Regentropfenbabys. Wartende in einem Bushäuschen schauen einer alten Frau auf dem Balkon gegenüber beim Abhängen der Wäsche zu. Die Tropfen wachsen schnell und werden mehr. Kastanien in voller Blüte. Gegenüber der Regierung von Oberbayern steige ich ab, ins Café des Völkerkundemuseums. Die Mülltüte für den trockenen Hintern vom Radsattel. "Die ersten Jahre der Professionalität" in der Galerie der Künstler. Diesmal nicht auf der Eröffnung, daher jetzt kurzentschlossen hinein. Die Dunkelheit der Fotos von Ursula Paletta. Vorbei am unauffälligen "Boden" von Vincent Mitzev, den ich erst gar nicht bemerke. Auf die "Brücke für Regenschirmverkäufer" von Oh-Seok Kwon nehme ich zum Glück wirklich einen der dort liegenden Schirme mit, denn mitten auf dem Weg machte plötzlich heftiger Schauer von oben dem Regen draußen große Konkurrenz. Die Tropfen im Freien jedoch sind von anderer Konsistenz, weiter gefallen, erfahrungsreicher. Im Raum dahinter wird mein Bild in den Waschgang gegeben: Eine Waschmaschine, aus der eine sich mitdrehende Kamera den Raum filmt, deren Bild live an die Wand dahinter projiziert wird, die "Revolution" Jakub Moraveks. Dann den Kaffee. Unter dem von Atlanten getragenen Säulengang gut geschützt im Freien, mit Blick auf die eingerüstete Regierung von Oberbayern. Als ich vor Jahren kurz dahinter wohnte, war die Fassade schon baufällig, konnten Steine herausbrechen und in die Tiefe stürzen, weshalb es einen fest montierten hohen Metallzaun gab, damit man nicht zu nah kommen konnte. Kaffee, Wasser und in der SZ die Entwürfe der slowenischen Euromünzen. Dichter statt Adler! Und der neugierig schauende Storch auf 1 Cent. Gegenüber am Gerüst hinter einer rot blühenden Kastanie ein Großplakat "image is everything". Gilt das für die Regierung? Im Bildschirm des dazu abgebildeten Monitors bunte Fische, die sich im Korallenriff tummeln. Das Glas Leitungswasser zum Kaffee ist hier angenehm groß, nicht der übliche Fingerhut. Nach der Zeitungslektüre, dem Wasser, dem Kaffee, nach dem Regen weiter, wohin ich eigentlich wollte.
NV am 18.05.2006 um 21:10 »
Erziehung im Kaufhaus
Im Karstadt sitzt eine Mutter neben ihrem schmollenden Kind auf einer Treppe und erklärt ihm, dass die Erwachsenen oft auch Wünsche hätten, die sie sich nicht gleich erfüllen könnten, dass sie auch gerne vieles hätten, was sie sich nicht kaufen können. Ob der Junge eine Antwort gibt, höre ich nicht mehr.
NV am 18.05.2006 um 20:53 »
Anklänge
Friederike Mayröcker lässt zwischen ihrer Gedichtlesung die Aria der Goldberg Variationen einspielen, nicht Gould, nicht Richter, András Schiff ist es diesmal. Im Lyrikkabinett noch gerade so einen Stehplatz bekommen. Ausverkauft, Andrang. Später kaum ins Restaurant gekommen. Die kilometerlange Blade Night rollte vorbei, mit ihren Ordnern wie ein Reißverschluss. Durchgefädelt und im Restaurant noch erzählt bekommen von Zufällen um ähnliche Namen.
NV am 18.05.2006 um 20:52 »