Nikolai Vogel / nachwort.de

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Juni 2004


Mittwoch, 30. Juni 2004

Zwanzig Minuten Mond

0:15 Uhr. Schreibend auf dem Thinkpad. Monolake. Einleitung der Handbewegung, die Jalousie zu schließen - der Blick auf den Mond, zunehmend, schon sehr oval. Sehr klar. Die alte Neugierde, länger nicht mehr gesehen. [weiter]

NV am 30.06.2004 um 01:36 »


Dienstag, 29. Juni 2004

Stunden verschieben

Siemens bastelt an der 40-Stunden-Woche, andere wursteln fleißig mit. Ist das dann erst zementiert, kann man ja immer noch Stellen einsparen und hat in Zukunft doppelt gespart. Bayerns Apparat liegt mit vorne mit der 42-Stunden-Woche, auf der dann mein neuer Vertrag ab übermorgen an der Fachhochschule basiert. Hurra, Avantgarde! Wann fällt der Samstag?

NV am 29.06.2004 um 21:24 »


Montag, 28. Juni 2004

Neigungsgruppe Kultur

Die 28. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt /
Ingeborg-Bachmann-Preis


Klagenfurt ist kein Text. Klagenfurt ist eine Lesart. Eine Lesart, die es nicht gibt, die sich erfindet. Ein Textsortenkarussell, eine Spieluhr, die mit Noten versorgt sein will, von der man aber nicht weiß, wie sie sich dreht, ein Recyclinghof der Interpretation, eine Nebenrechtsverwertung, ein Bild.

Ein Foto gemacht im Zug nach Klagenfurt, ein paar am See zwischen Strandhütten über das Wasser zu den Bergen. Kein Foto gemacht vom Bachmann-Wettbewerb. [weiter]

NV am 28.06.2004 um 21:41 »


Mittwoch, 16. Juni 2004

Plumpsday - reingefallen in München

Karte habe ich noch bekommen (vgl. den vorigen Eintrag). Hätte ich den Ulysses noch nie gelesen, nach diesem Abend hätte ich schwerlich noch Lust dazu. Frank T. Zumbach erklärte dem Publikum am Anfang, würde er gebeten, das Buch in einem Satz zusammenzufassen, sage er, Leopold Bloom (Alter, Größe), treibe sich einen ganzen Tag in Dublin herum, weil seine Frau ein Stelldichein mit ihrem Liebhaber hat, den sie um vier zur Gesangsprobe trifft, wobei er aber wisse, was sie dabei macht. (Freilich schob Zumbach noch einige Nebensätze ein, darauf aber blieb seine Betonung den ganzen Abend.) Der Rest der Veranstaltung - und das lag nicht an den Musikern, sondern an der Vortragsweise und Darstellung von Zumbach - erweckte dann den Eindruck, als sei Ulysses vorwiegend ein klamaukiges Stück, das Publikum lachte auch jedes Mal brav, betont wissend, wenn er sagte, ob es gerade vor oder nach vier Uhr sei, etc. etc.
Die Premiere der Arte Dokumentation "Ulysses in Dublin", die vorher lief, fand ich ähnlich abschreckend. Albern nachgespielte Szenen plus schön betuliche Bebilderung zu den Zitaten, freilich, es soll ja die Angst vor dem Ulysses genommen werden, und so scheint er allmählich wunderbar konsumtauglich zu werden. Beifall gab es viel, aber auch einige betretene Gesichter.

NV am 16.06.2004 um 23:50 »


Bloomsday mit Kommentarrand

Nebenan die neue kommentierte Suhrkamp Ausgabe des Ulysses erstanden. Gemischten Gefühls, ein Buch wie vorseziert, aber doch eben interessant und oft hilfreich (etwa um das Bibliotheks-Kapitel darin mal wieder zu lesen). Als Buch wirkt diese Ulysses-Ausgabe fast wie eine Kreuzung aus diesen Sprachlerntexten in denen die schwersten Wörter erklärt werden und aus Zettels Traum mit seiner Zitatspalte. Schöner wäre es freilich noch, wenn jeweils auch die englische Originalfassung mitgeführt wäre. Am Abend Bloomsday Musikabend zum Ulysses im Literaturhaus. Per Telefon keine Karte mehr bekommen, mal sehen ob es an der Abendkasse noch was wird.

Bloomsday und vorgestern Blumen ins Grab von Séan Fitzpatrick, Kilians Vater, einem der gastfreundlichsten Menschen, die ich kennen gelernt habe, an seinem letzten Geburtstag wurden für ihn viele alte irische Schlager aus seiner Jugend vorgetragen, etliche davon dürfte auch Joyce schon gekannt haben.

NV am 16.06.2004 um 16:08 »


Sonntag, 13. Juni 2004

Im Wetter

Samstag. Mittags Gewitter. Nachmittags Sonne und Wind. Am frühen Abend dunkel gestrichene Wolken und Regengüsse. Nachts klar und klamm.

Ab elf Uhr abends bis zwei: DOUBLEVISIONS und Black Ink auf der Nachtbühne am Geschwister-Scholl-Platz beim Streetlife-Festival. Vorher zwei Ska-Bands auf der Bühne. Buhende Menschen als die Musik ausgeht - wir müssen danach mit 75 dB weitermachen und es hört erstmal keiner. Mit dem Bühnenumbau wird es still, das Dialicht greift. Jürgen Bulla, Cramer und ich wechseln uns ab. Gegen halb zwei in der letzten Runde tauschen wir Texte. Bulla liest Cramer, Cramer liest Vogel, Vogel liest Bulla. Die Texte werden neugierig.

Heim auf dem Rad, morgens ins Bett, tags zur Wahl. Leeres Schulhaus, freie Wahl der Wahlkabine. Wer geht wählen, wie qualifiziert ist unsere Demokratie? Im Fernsehen England gegen Frankreich. Was wird gesehen und was verändert?

NV am 13.06.2004 um 23:50 »


Samstag, 12. Juni 2004

Etliche Umdrehungen später

Schweigen im WWWalde. Mal mehrere Tage. Bin ja keine Tageszeitung.

Die Buchhandlung bei Season II mit Uli Oesterle und Doublevisions am 2. Juni wie ein Rettungsbot. Gäste auf Stühlen, auf Füßen, im Regal. Gesichter zur Leinwand. Gesichter zum Vorleser. Hector Umbra tanzt.

Die Venus stand vor der Sonne. Stand zwischen Netzhaut und Sonne. Stand dort am 8.6. und wanderte vorbei. Vorbei an Sonnenfinsternisbrillen von 1999.

Jeden Tag ein anderes Wetter.

Treibholz. Die Isar schnell um einen Meter gestiegen und nun langsam zurück. Der Fluss aus dem Erdbraun bereits wieder in grünlichen Tönen. Stämme, Äste. Treibend, kreisend, feststeckend, wie Wegweiser manchmal.

10. Juni. Ein Tag voll Sonne. All on a may morning. Denken an Séan.

NV am 12.06.2004 um 00:35 »


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