Nikolai Vogel / nachwort.de

home » was bisher geschah » Juni 2004 » Zwanzig Minuten Mond
Mittwoch, 30. Juni 2004

Zwanzig Minuten Mond

0:15 Uhr. Schreibend auf dem Thinkpad. Monolake. Einleitung der Handbewegung, die Jalousie zu schließen - der Blick auf den Mond, zunehmend, schon sehr oval. Sehr klar. Die alte Neugierde, länger nicht mehr gesehen.

Erst mit der kleinen Leica - Trinovid Feldstecher 8x20, dann das Hertel & Reuss Z Tele-Variabel 25-60x60 von meinem Opa aus dem Köcher genommen, bewährt in Kindheit als Astronom - später dann von ihm die Arno Schmidt Typoskripte, auch wenn es erfunden klingen mag, aber so hat es gepasst -, und das letzte Mal in der Mondnacht bei Season II zum Einsatz gekommen, nachts unten auf der Isarau. Aufbau des Stativs. Die helle, fleckige Scheibe knapp über den Dächern, an einem Kamin vorbeischrammend. Im Blick durch das Glas öffnet sich die Perspektive, die leuchtende Scheibe wird tief, die Kugel kommt heraus. Verblüffende Schärfe, sehr klar für die Münchner Nacht. Sehr schön plastisch die Region Süd-West und Nord-West. Ein Krater voll im Licht. Während ich noch Karten heranziehe zur Entscheidung, ob Aristarchus oder Prinz, jedenfalls beim Schröter Tal, ziehen zarte Schleier vorbei, wie Gaze, werden rot vom Rückstrahllicht des reflektierenden Mondes, verdichten sich, imitieren Szenen wie aus altem Flash-Gordon-Schwarzweiß. Der Mond verschwindet hinter dem luftigen Wasser, dann sinkt er unter die Dächer. Zurückschauen ins Licht.

NV am 30.06.2004 um 01:36


« weiter zurück | Seitenanfang | weiter vor »

home
was bisher geschah