Nikolai Vogel / nachwort.de

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Mittwoch, 16. Juni 2004

Plumpsday - reingefallen in München

Karte habe ich noch bekommen (vgl. den vorigen Eintrag). Hätte ich den Ulysses noch nie gelesen, nach diesem Abend hätte ich schwerlich noch Lust dazu. Frank T. Zumbach erklärte dem Publikum am Anfang, würde er gebeten, das Buch in einem Satz zusammenzufassen, sage er, Leopold Bloom (Alter, Größe), treibe sich einen ganzen Tag in Dublin herum, weil seine Frau ein Stelldichein mit ihrem Liebhaber hat, den sie um vier zur Gesangsprobe trifft, wobei er aber wisse, was sie dabei macht. (Freilich schob Zumbach noch einige Nebensätze ein, darauf aber blieb seine Betonung den ganzen Abend.) Der Rest der Veranstaltung - und das lag nicht an den Musikern, sondern an der Vortragsweise und Darstellung von Zumbach - erweckte dann den Eindruck, als sei Ulysses vorwiegend ein klamaukiges Stück, das Publikum lachte auch jedes Mal brav, betont wissend, wenn er sagte, ob es gerade vor oder nach vier Uhr sei, etc. etc.
Die Premiere der Arte Dokumentation "Ulysses in Dublin", die vorher lief, fand ich ähnlich abschreckend. Albern nachgespielte Szenen plus schön betuliche Bebilderung zu den Zitaten, freilich, es soll ja die Angst vor dem Ulysses genommen werden, und so scheint er allmählich wunderbar konsumtauglich zu werden. Beifall gab es viel, aber auch einige betretene Gesichter.

NV am 16.06.2004 um 23:50


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