Nikolai Vogel / nachwort.de

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Dezember 2006


Samstag, 30. Dezember 2006

In Erwartung des 1. Januars

Weihnachten vorbei, Silvester vorbei, 2006 vorbei. Und eine neue Umdrehung der Sonne beginnen. Der Winter kommt noch. Und Zettels Traum. Letztes Jahr steckte das Feuerwerk in Schneehügeln zu beiden Straßenseiten. Heuer ist er noch in der Luft, in den Wolken, oben irgendwo, und wartet auf den Flug. Dieses Jahr noch einen guten Wein, Taurasi Riserva 1985. Und Käse. Zur Drehung der Platten. Tags am Planetenweg entlang. Jogger und Kinderwagen. Der Boden Matsch, manchmal Pfützen mit dünner Eishaut überzogen, Miniwinterlandschaft. Die Räder in den Keller. Und die Sommerliege. Das kurze Tageslicht, die Beleuchtung der Häuser, Bodennebel auf dem Land, Reif auf Wiesen und Feldern, diesige Himmel, schütteres Blau. In Plätzchendosen sieht man bereits wieder Grund.

NV am 30.12.2006 um 19:39 »


Mittwoch, 20. Dezember 2006

Kreuzung Paul-Heyse-Straße / Bayerstraße, nachts um halb zwölf

Abnehmender Verkehr, schubweise, Spiel der Ampeln, Wartende an der Bushaltestelle, Hotel-Leuchtschriften, Schaufenster, die keinen weiteren Blick hergeben.

NV am 20.12.2006 um 20:15 »


Montag, 18. Dezember 2006

Vorige Woche in Zügen

München - Antwerpen

So früh, so früh, und müde und die Augen zu, wenn ich nicht aus dem Zug schaue. Mehr ist im Notizbuch - für einen anderen Text. Dreimal umsteigen.

Antwerpen - Amsterdam

In Schichten ziehende Wolken. Der ganze Himmel ist in Bewegung. Die in tiefere Farben hineindämmernde Landschaft.

Amsterdam - München

Stimmengewirr im Zug. Jeder will was sagen. Was so herumschwirrt. Bienenstock. Und die Landschaft zieht vorbei als wäre sie dafür gemacht. Klemmende Reisverschlüsse, zurückgelegte Sitze. Die Zeitung schon am Vortag ausgelesen. In schwammige Semmeln alten Gouda. Der Schaffner sucht Zugestiegene. Das Licht legt sich auf verlassene Felder, zeichnet weiche Schatten. Am Himmel Anflüge, erste Versuche zur Wolkenbildung. Emmerich und der Zug immer noch ein Hühnerstall, Geschnatter, am Wasser draußen vorbei. Windräder. Der Schaffner geht gegen die Fahrtrichtung durch den Zug, der an einzeln stehenden Backsteinhäusern sein Geräusch entlang zieht. Einstein und Doppler. Angewandte Physik. Auch die Zeit läuft weiter, auf allen Handgelenken. Jetzt im Schaukelgang. Gestrüpp und dünnstämmige Wälder. Wo sind die Tiere? Die Bahnschranken unten, aber keine wartenden Autos. Es ist Sonntag. Sonntagmittag, kurz nach zwölf. Haldern und in einem Garten die Deutschlandflagge. Braunes Laub. Heu unter schwarzen Planen. Vögelzug. Hochspannungsleitungen. Dunst und der Tag wird schon wieder dunkler. Der Kaffeewagen. Und der Zug rollt langsam dahin. Die Sitze besetzt und über den Reisenden ihr Gepäck. Dickleibige Koffer, herabbaumelnde Rucksackbänder, bunte Plastiktüten. Im Audio-Angebot unter den Armstützen Yusuf Islam und Mozart. Wesel. Echogebiet einer Lektüre. Schüttere Haare, Brillen, Nagellack, schwarz und rot, halb freigelegte Brüste, geöffnete Handtaschen, Parfumschwaden, Verlagerung der Schwerpunkte für Rücken und Gesäß. Draußen ein weißes Pferd, das sich geduldig Gras rupft. Wieder Deutschlandflaggen. Schlanke Birken und gerade riecht es nach Gas. Signale. Der Zug fährt schneller. In wenigen Minuten erreichen wir Oberhausen, tönt es aus dem Lautsprecher hintereinander auf Deutsch, Holländisch und Englisch, und die Gewichte halten die Oberleitung stramm. Abgeschlagene Bäume neben den Gleisen, zerschlagene Fenster, Graffiti, Rostverhau. Menschen im Wartehäuschen, einer sitzt, die anderen stehen lieber und eine Taube beäugt den abfahrenden Zug und wendet sich dann wieder den Bröseln zu. Eine grüne Uhr am Bahnhofsturm zeigt um halb eins fünf nach fünf, abgestellte Güterwagen, der Zug legt sich in eine leichte Kurve und ein anderer fährt vorbei. Spaziergänger mit Hund. Spatzen auf der Hochspannungsleitung, in Ruhe gelassene, dottergelbe Baustellenfahrzeuge. Balkone mit Aussicht auf die Schienen. Jetzt Haus an Haus und abblätternde Farbe, Duisburg Hbf, weiter nach Deutschland. Der Schaffner drückt einen Knopf, kleine Kinder, die hochschauen, ins Gesicht des Vaters, der Getränkewagen kommt zurück.

NV am 18.12.2006 um 23:08 »


Donnerstag, 7. Dezember 2006

Der Föhn bläst den Herbst zurück

Der Föhn bläst den Herbst zurück, der sich weigert, in den Winter zu kippen. Auf den Straßen Faulgeruch von Fruchtschalen, die keine Kälte zudeckt. Die Sonne. Nachts Tauchgang und erwacht mit angehaltenem Atem. Kopfweh, Rauschen in den Ohren. Der Föhn bläst den Herbst zurück, der hier lange Rast hält. Als überlegten die Grillen schon, ob sie ihre Gesänge nicht doch noch mal anstimmen sollten. Eine Platte suchen und auflegen. Aber die Strahlen kommen in Schräglage, Sommer ist das noch nicht, die Tage kurz. Leute sitzen im Freien beim Mittagstisch, nur die Anoraks bieten ein ungewohntes Bild. Alles beleuchtet, voll in Farbe. Schnupfen und Grippe sind schon da, vorausgeeilt der Kälte und jetzt etwas irritiert, ist das wirklich ihr Revier? Waren sie nicht ein wenig voreilig, so auszubrechen, aus der Deckung der in die Kälte gehauchten Atemfahnen. Schon Schals, aber dünn, nicht die strickwollenen, die flauschigen oder die Kratzbürsten. Und die abgeschlagenen, verpackten Tannenbäume liegen da wie eine verunglückte Kunstinstallation. Der Föhn bläst den Herbst zurück, hinterher dem Altweibersommer. Die Bäume stehen nackt im Licht und wissen nicht recht, was sie machen sollen. Keine Fotosynthese, kein Winterschlaf. Und die Fenster müssten mal wieder geputzt werden, jetzt in diesem Licht sieht man es am besten. Und woran jetzt denken, wohin träumen? Den hohen Himmel des Sommers oder die weite Winterlandschaft? Der Föhn bläst den Herbst zurück, der beides nicht ist, aber von beiden viel weiß. Eine ganz andere Empfindung von Zeit.

NV am 07.12.2006 um 14:22 »


Samstag, 2. Dezember 2006

Verlagerung

Die Wohnung einrichten. Den Computer einrichten. Das Internet einrichten.

NV am 02.12.2006 um 00:25 »


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