München - Frankfurt (Oder) - München
(nach und nach von den letzten Tagen...)
München - Frankfurt (Oder)
3.10.4. Morgens im Zug nach Frankfurt/Oder. Mit der dringendst empfohlenen Platzreservierung wegen des letzten Oktoberfestwochenendes, aber die Waggons sind nur spärlich belegt, ich setze mich an einen Platz mit Tisch. Die Landschaft bis an den Horizont gestochen scharf, am Himmel seidige Schleier und hineingehängt wenige Wolken. Das Guten-Morgen-Crescendo des gutgelaunten Schaffners. In München aus der U-Bahn statt Zeitung "Der dritte Mann" gekauft und im Zug gleich aus dem Cellophan gerissen. Die Landschaft vor dem Zug, scharf, wie im Flatscreen. In Plastik eingepackte Heurollen liegen da, wie eine Ansammlung Riesenboviste. Den Thinkpad aufgeklappt, Wetterroman umarbeiten? Nochmals alles überdenken. Maisfelder, wie verdorrt, trotz der vielen letzten Regentage. Je später der Tag, desto marmorierter der Himmel. Gestern nacht weiter in der Autobiographie meines Urgroßvaters "München leuchtete", bis ins Kapitel Schwabing. Wieder, wie oft im Zug, Autechre im Minidisc, eine Musik, die wie eine Landschaft ist. Nach Norden bezieht sich der Himmel. Tieffliegende Wolken. Hie und da noch ein vereinzeltes gelb strahlendes Rapsfeld. In den schattigen Waldstrecken spiegelt sich das Wagoninnere in den Scheiben, wird als ein durchsichtiges Bild auf die grünen Böschungen geworfen, an denen es flimmernd im Tempo des Zuges vorbeieilt. In Thüringen ist der dritte Mann zu Ende gelesen. Ein hoher Schornstein am Bahnhof Saalfeld. Reisende essen Brote. Reisende essen Süßigkeiten. Gebürstete Äcker und Dörfer dahinter. Baumsetzlinge an den kreuzenden Straßen. Die Welt ist ein Wunder aus Ordnung und Unordnung. [weiter]
NV am 13.10.2004 um 20:10 »