Nikolai Vogel / nachwort.de

home » was bisher geschah » Oktober 2004 » München - Frankfurt (Main) - München
Donnerstag, 14. Oktober 2004

München - Frankfurt (Main) - München

Letzten Mittwoch, gerade von Frankfurt/Oder zurück, zur Season II Lesung. Simona Sabato aus Berlin. Wir lernten uns dieses Jahr in Klagenfurt kennen, wo sie beim Bachmann-Preis las. Sie las ein anderes Stück aus ihrem Roman und ich hoffe, er erscheint bald, denn mir gefällt dieser Text sehr. Sie las ihn eindrücklich, nach einigen Minuten entwickelt sich ein Sog, der trägt und einen mitnimmt.

Am nächsten Morgen nach kurzem Frühstück zum Bahnhof, mit Johan de Blank nach Frankfurt, meine erste Buchmesse. Samstags lese ich meinen Text "Doppelgänger/Double" bei der Vorstellung der Anthologie "Türme Baylons - Sehnsucht nach bewohnbarer Sprache" in sehr netter Runde im Forum Dialog. Bleibt viel Zeit herumzulaufen, den Körper durch die Messe zu schieben, abends auf Festen zu trinken. Sehr schön das Schöffling-Schiff, nachts den Main hinauf und hinab. Kurzer Schlaf am Stadtrand, Privatunterkunft, die Messe, auch ein Fest für Taxis. Bei der Rückfahrt müde, oft eindämmernd, vorbei an Feldern und Wäldern, an Stromleitungen, Gärten und Wänden, an allem, was in der Landschaft liegt, wie in einer anderen Zeit - ist man in der Bewegung von einem Ort zum anderen doch immer herausgehoben in eine leichte Unwirklichkeit. Einige Bücher im Gepäck, interessante Autoren für Season II. Viel zu lesen. Immer viel zu lesen.

Elfriede Jelinek überrascht der Nobelpreis. Das bewegt. Als wäre ihr Mut mit dieser Entscheidung auf das Preiskomitee übergesprungen, fast übermütig. Und im Zug lese ich in der Zeitung, Jacques Derrida ist tot. Samstags schaute ich mir noch seine neuen Bücher am Stand von Passagen an. Bleibe. Die Spur, die seine Lektüre zog und zieht.

Dienstag Abends "Zimmer frei" im Hotel Mariandl, das älteste Hotel Münchens, höre ich. Die Klassen Förg und Pitz der Kunstakademie stellen aus, beziehen zwei Stockwerke. Zu den "Träumen eines Handelsreisenden in Kunst" aus Zimmer 11 von Silke, Marlen und Tülay gab ich die installierten Klänge, einen aus dem mit Farbtuben vollgestellten Bad geflüsterten Text. Er ist nur eine DinA4-Seite lang, dauert so aber 15 Minuten. Und Wecker, die klingeln, immer wieder, ohne Erbarmen. Licht an. Licht aus. Auf der Vernissage ist es fast zu voll, sich die Räume anzusehen, immer wieder Hinterköpfe im Blick.

Heute in den Zimmern. Zu Hause mit Grippe. Tag mit Taschentuch. Papier sortieren.

NV am 14.10.2004 um 12:52


« weiter zurück | Seitenanfang | weiter vor »

home
was bisher geschah