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Donnerstag, 8. Dezember 2005

Über meinen ersten CD-Player

Meine Eltern hatten Platten. Beatles, Stones, Deep Purple, Leonard Cohen. Eben nicht das, was andere Eltern damals oft hörten. Wie soll man sich da in der Pubertät von den Eltern abgrenzen, wenn es nicht über den Musikgeschmack geht? Musste die Technik herhalten! "Nein", sagte ich immer, "ich will keinen Plattenspieler, ich will einen CD-Player."

Die waren noch nicht lange auf dem Markt und kosteten viel. Ich blieb standhaft, hatte viele selbst aufgenommene Kassetten (Mixtapes sagten wir damals noch nicht dazu), keine Platten. Doch, eine. Die schon lange: Peter und der Wolf... Dann kam Weihnachten, ich weiß nicht, welches Jahr. Und da war es, das gute Stück. Für kürzeste Zeit gab es in einem großen Elektromarkt einen Billigimport aus Südkorea für 199 Mark. Sensationell. Stimmt das so? Ich glaube ja, und alle anderen kosteten noch um die tausend und mehr. Ein schwarzer Kasten, gar nicht unelegant, oben eine Klappe, die machte man auf und legte die CD rein.

Ich hatte also schon einen CD-Spieler, als es eher noch die Ausnahme war. So früh, wie es in der heutigen SZ heißt (in der Rubrik [Hertz]kammer zum morgigen Fest "Tief in der Tinte, 12 Jahre Black Ink") allerdings nicht, also nicht schon in den späten Siebzigern. In der Wikipedia lese ich, die CD kam 1982 auf den Markt. Und ich hatte meine ersten ein paar Jahre später: Mit dem CD-Player zu Weihnachten bekam ich die Sgt. Pepper und "Beethoven Symphonien 5&6" (so steht es auf dem goldenen Cover mit Strahlenkranz), selbstverständlich Karajan, der war noch groß angesagt. Und mein Vater meinte anfangs immer, die CD lohne sich eigentlich nur für Klassik, bei Rock wäre es egal, da gehe Platte genauso, das bisschen Knistern. Und wenig später zum Geburtstag dann doch das weiße Album der Beatles. Das war da gerade auf CD erschienen.

Den Toplader mochte ich sehr. Irgendwann begannen sich die CDs allerdings an der Lade zu reiben, man musste um dies zu verhindern die Lade beschweren, erst reichte eine Münze, später wurde es mehr, bis zur vollen Wasserflasche.

Hat lange gehalten. Dann ein Technics, als ich eine neue Anlage bekam. Und der geht jetzt noch, schwächelte mal, aber tat wieder, nachdem ich ihn einmal aufschraubte und ein wenig hin und herschüttelte.

Aber heute lege ich lieber Platten auf. Vinyl! Ist doch schöner. Und abgrenzen von den Eltern? Pubertät ist ja geschafft, außerdem hören die längst fast nur noch CDs.

NV am 08.12.2005 um 14:11


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