Nikolai Vogel / nachwort.de

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Sonntag, 27. November 2005

Vom Zuviel und Zuwenig

Zuwachsende Zimmer und die Zeit, die man damit verbringt, Bücher und Platten wieder loszuwerden (nachdem man sie erst mit der Anschaffung verbracht hat). Nicht mehr sammeln? Für die weitere Anhäufung analoger Medien bräuchte es zumindest ein Haus. Plattenstapel und Bücherstapel vom Boden bekommen, nachdem sie längst ihre Invasion aus den Regalen angetreten haben. Die Antiquariate immer zögerlicher. Mit den gefüllten Tüten wieder heim, weder die Paperbackausgabe der Herzgewächse noch Theweleits Männerphantasien interessierten sie, beide habe ich im Moment doppelt. Für meine aussortierten Comics allerdings bekam ich im Comicladen noch einen guten Preis. Sind Comics in unseren Tagen wertbeständiger als Bücher?

Die Zeitungen machen heute ja beides, Bücher und Comics, aber wohl von vornherein als Ramsch angelegt? Die FAZ scheint sich mit ihrer Comic-Edition der Vermarktungsstrategie der SZ-Bibliothek auch hinsichtlich mangelnden Lektorats anschließen zu wollen. Im fünften Band "Donald Duck", bislang der einzige der Reihe, den ich besitze, da darin eine meiner liebsten Erzählungen von Carl Barks, nämlich die legendäre "Der verlorene Zehner" abgedruckt ist, wurden alle Seiten neu gelettert, nehme ich an, denn beim Lettering aller Geschichten steht der selbe Name. Korrektur gelesen wurde danach wohl nicht, oder zu wenig? "Wie soll / ich das wissen? / Ich bin / odkrank", das "T" schwebt ein Stück weiter neben der Sprechblase im Bild wie ein Wandgrafitti, wohl beim Markieren des Textes, als er in die Blase geschoben wurde, vergessen (S. 60), "Du Gifts- / techer" (S. 65), "Wie könnten ihn Bombie nennen", statt "Wir" (S. 65), "Hör auf zu spinnen! Auf dir liegt keine Zauber." (S. 67), und soll es wirklich heißen "Fahre zu Teufel, ich meine nach Afrika", oder fehlt ein "m"? (S. 68) "Gott der Freude / Gott de Kampfes." (S. 89) Pedanterie? Ja, und es muss in punkto Lektorat ja nicht gleich zugehen wie in Tarkowskijs "Der Spiegel", auch äußern sich diese Fehler kaum so fatal, wie jener in Terry Gilliams "Brazil", aber diese Schlampereien, diese Einsparungen, schmälern tatsächlich den Lesefluss und damit das Vergnügen. Erika Fuchs wird's nicht gefallen. Sicher, die verbog die Rechtschreibung auch hin und wieder. Absichtlich: Dem Ingeniör ist nichts zu schwör!

NV am 27.11.2005 um 01:13


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