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Mittwoch, 28. Januar 2004

Zur Philosophie und Poetologie des Webblogs

Alban Nikolai Herbst schreibt in seinem Eintrag vom 27.01.2004 zur “Philosophie” des Weblogbuchs über die Frage danach in wie weit das Tagebuch eines Schriftstellers es immer schon auf Veröffentlichung absieht und das Webblog dazu nun eine neue Unmittelbarkeit ermöglicht.

Ein spannendes Thema, mit dem ich mich implizit auseinandersetze, seit ich hier begonnen habe zu schreiben. Die Frage nach der Philosophie oder mehr noch zur Poetologie des Webblogs. Warum stellt man sich darin aus und in wie weit hat dies mit Exhibitionismus zu tun?

Gerät man durch ein Webblog nicht noch mehr in Zugzwang, sich äußern zu MÜSSEN. Wird doch von den Schreibenden schon jetzt verlangt, dass sie sich mitteilen zu jedem schlimmeren Begebnis der Weltgeschichte – wodurch die allgemeine Geschwätzigkeit ungeheuer zunimmt, ob es wirklich etwas zu sagen gibt oder nicht.

Anders als mit der Beharrlichkeit und Konzentration mit der ein Schriftsteller lange an einem Text fürs Buch arbeiten kann, veröffentlicht er hier Tag für Tag spontan und in unregelmäßiger Folge – mehr noch als ein Tagebuch vielleicht eher die zeitgenössische Form der Cahiers oder des Sudelbuchs -und es bleibt abzuwarten, in wie weit er daran gemessen werden wird und werden will. Das Webblog und seine Unmittelbarkeit sind so auf der einen Seite ein Risiko für ihren Schreiber, umso größer, je bekannter er ist. Auf der anderen Seite sind sie vielleicht damit aber auch in der Lage die literarische Öffentlichkeit, von der es so oft heißt, sie sei immer mehr abhanden gekommen, wieder herzustellen – zumindest ein kleines Stückchen herauszutreten aus dem Schutz der Verlage und dem Kalkül des Verkaufs. Vielleicht.

NV am 28.01.2004 um 18:16


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