Nikolai Vogel / nachwort.de

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Freitag, 28. September 2007

Ein geliehener Schirm

Und der Regen bleibt, fällt in den Abend, fällt in die Nacht, sammelt sich am Boden, Seezitat. Die Wolken tragen ihr Grau mit Fassung, zweigesichtig, verdunkeln die Landschaft und sonnen sich unter dem Himmel, weggedreht mit der Erde in einen unbekannten nächsten Tag. Ein geliehener Regenschirm, groß, silbern, so silbern wie früher die Mercedes Benz, das Silber und Gold, das man zu den Wasserfarbkästen dazukaufen konnte, die Schaufenster der Ponte Vecchio. In den Restaurants haben immer mehr Kinder kleine Bildschirme vor sich, Laptops, auf denen sie Zeichentrickfilme mit gelben Hasen schauen, hin und wieder dazwischen einen Schluck aus der Nuckelflasche nehmen. Der nächste Morgen, der nächste Mittag und die Gewitterwolken noch immer im Tal herum, leergeblitzt zwar, aber noch Regen darin. Die Vögel legen ihren Gesang zwischen die Tropfen, die Pflanzen laden ihr Grün neu auf, einmal noch so richtig, bevor es Winter wird, abends wird es jetzt schon früh dunkel, wann wird die Uhr umgestellt? Die Wäscheleine bleibt leer, das Leinen für ein neues Bild schon gestern zwischen zwei Wolken aus der Stadt geholt, gleich neben dem Dom, und rauftragen lassen vom Bus. Ein Buch über die Kuppel und die schwierigen Fragen, wie sie renoviert werden könnte, die Risse wachsen durch ihr Himmelsgewölbe wie Blitze. Aber wie hat er das gemacht, der Brunelleschi? Mails erreichen mich und fragen nach Terminen für nächstes Jahr, als sei dieses schon fast vorbei. Fall/Winter schreiben die Modeketten auf ihre Kataloge und ziehen den Puppen Wärmeres an. So leben wir immer schon voraus. Erwartung, Vorfreude. Man darf gespannt sein.

NV am 28.09.2007 um 12:44


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